Dresden ist trotz Landeshaupt- und Großstadtstatus im Vergleich zu Leipzig oder anderen Großstädten relativ provinziell geprägt. Dies fällt immer mal wieder durch diverse politische und gesellschaftliche Vorkommnisse auf, aber auch wenn Dresdner in die große weite Welt hinausziehen und andere Menschen mit ihrem Ansichten aus dem beschaulichen Elbflorenz konfrontieren.
Ich bin vorhin zufällig über einen Artikel einer Thüringer Regionalzeitung gestoßen, in der sich ein sogenannter „Verkehrsexperte“, genauer gesagt Norbert Brückner, zu einem aktuellen Thema äußert. Norbert Brückner ist Professor an der HTW Dresden (Kraftfahrzeugtechnik- Prüf- und Messtechnik im Studiengang Fahrzeugtechnik) und Vorstandsmitglied beim ADAC Sachsen. Was diesen Mann zum Verkehrsexperten macht konnte ich nicht herausfinden.
Verkehrsberuhigung zur Lärmminderung hält der gute Mann für Blödsinn. Oft sei das nur eine Frage des Straßenbelages. Recht hat der Mann. Auf Standardasphalt mag es keine Rolle spielen, aber leider wird im Artikel gar nicht erwähnt, welchen Belag die betroffenen Fahrbahnen haben. Ich wage zu behaupten, dass es bei Kopfsteinpflaster einen signifikanten Lärmunterschied zwischen dem Befahren mit 30km/h oder 50km/h gibt. Ich weiß ja nicht, wie das in Gera ist, aber im ländlichen Dresden gibt es Hauptstraßen ohne Asphalt. Also gepflastert mit so richtigen großen Pflastersteinen und ästhetisch anmutenden Fugen.
Eine 20er-Zone gibt es auch in Gera, die er nicht für praktikabel hält. „Schon allein, weil sich das kaum auf dem Tacho ablesen lässt.“
Nun weiß ich endlich, warum KFZ-Lenker grundsätzlich mit 40km/h bei uns die Wilsdruffer Straße (Limit 20km/h) entlangfahren. Sie erkennen ihre Geschwindigkeit auf dem Tacho nicht! Vielleicht sollte man für KFZ-Führer eine regelmäßige Sehprüfung vorschreiben. Neben der kleinen 20 übersehen sie auch oft den ein oder anderen Radfahrer. Der ist zwar ein bisschen größer als so eine kleine 20, aber es kommt vor.
Der Knüller kommt jetzt, ich zitiere:
„In Dresden werden sogar Schnellstraßen für Radfahrer eingerichtet“
Nach meinem Lachanfall musste kurz googlen, ob es in Deutschland noch ein anderes Dresden gibt. Gefunden habe ich keins, aber mindestens acht Städte in den USA heißen Dresden. Vielleicht verwechselt der Mann da was, im Alter kommt das durchaus vor.
Zugegeben, ich kenne nicht jeden Winkel von Dresden (Sachsen, Deutschland) auswendig, aber ich vermute eine Schnellstraße für Radfahrer wäre mir aufgefallen. Zur Sicherheit frage ich nochmal beim ADFC, bei der Radverkehrsbeauftragten Frau Ludwig und dem Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes Herrn Koettnitz nach. Die sollten mich aufklären können, falls mir da etwas entgangen ist.
Abschließend noch ein letztes Zitat:
Zudem gebe es dort die Forderung, die Radwege im Winter zu streuen: „Bei solchen Straßenverhältnissen im Winter gehören Zweiräder aus Sicherheitsgründen in den Keller.“
Ich vermute es war gemeint, die Radwege im Winter vom Schnee zu räumen und danach zu streuen. Auf dem Bild sieht man ja, dass der Mann alt ist, aber dieser Satz macht das richtig anschaulich. Da Radwege erwähnt werden, gehe ich davon aus, dass mit Zweirädern Fahrräder gemeint sind. Früher gab es keine Motorräder, nur Fahrräder, also entsprach die Bezeichnung Zweirad der Bezeichnung Fahrrad (Zweirad = Fahrrad). Mittlerweile hat man Motoren an Zweiräder gebaut und daraus wurden Motorräder (Erfindung der Neuzeit). Zweiräder als Bezeichnung für Fahrräder ist nun seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten ein obsoleter Begriff, da er nicht mehr eindeutig ist. Dass im Winter an den wenigsten Tagen Schnee liegt, hat der Mann bestimmt vergessen, aber lieber schließen wir es provisorisch den ganzen Winter über ein.
In Kopenhagen werden übrigens Radwege geräumt und dort verunfallen im unsicheren Winter nicht mal näherungsweise so viel Radfahrer wie bei uns im sicheren Sommer.
Aber gut, als Verkehrsexperte wird sicherlich ein Fünkchen Wahrheit in seinen Aussagen stecken. Trotz seines Vorstandspostens beim ADAC.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute.